Danke Robbi für den neuen Thread!
Am 19. April hatte ich im Polarwirbel-Thread ja eine Vorausschau gewagt, wie sich unser Wetter zum 1. Mai hin entwickeln könnte. Ich hatte das ECMWF-Modell als Basis genommen und über die Simulationstage des Modells hinaus in die Zukunft analysiert. In den Modellsimulationen gab es zu jener Zeit noch keine solche Entwicklung, wie ich sie annahm. Das kann man unten im Zitat nochmal vollständig nachlesen, wenn man mag..
Mit der Einschätzung lag ich ja nicht mal schlecht, wenn man sich die derzeitigen Modellberechnungen anschaut. Viel wird sich daran auch nicht mehr ändern können. Eine richtige SW-Lage will sich aber dann doch nicht aufbauen, schon mehr eine SO + SW-Anströmung am Wochenende. Es wird dann wohl auch nur ein Intermezzo werden, was Frühlingswärme angeht. Cut-Off mit Kaltluftblase (Höhentief) macht es schwierig und so bleiben Unsicherheiten für die Zeit nach dem verlängerten Wochenende. Aber immerhin gibt es einen kurzen Unterbruch im Dauerminus der durchschnittlichen Tagestemperaturen. Mir ging es ja insbesondere um den Mai-Feiertag +/- 2 Tage drumherum. Leider hatte ich am 19. April die ENS von GFS nicht gespeichert. Aber vom 21. habe ich sie noch. Zu jener Zeit sahen die Berechnungen noch so aus für den 01. Mai (eingekreist in gelb):
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Heute schaut es dann für das Wochenende (eingekreist in gelb) ganz anders aus:
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Für praktisch ganz Deutschland werden die Temperaturen am Sonntag zwischen 15 und 20°C liegen bei fast ungetrübtem Sonnenschein, am Montag ebenso, allerdings nicht im Südwesten plus ein noch nicht sicherer Radius nach Nord und Ost. Dort wird Regen berechnet, nicht mal so knapp (wird dort dringend erwartet), und die Temperaturen werden nur bei 10-15°C liegen.
Nicht sicher bin ich, was das Thema Wind angeht für diese paar Tage. Ich meine, mindestens gebietsweise wird es doch recht stark winden, kein Sturm, aber doch böige Phasen. Aber da bin ich nicht wirklich gut informiert. Beim Angrillen aber eine nicht ganz unwichtige Zutat, wie ich finde.
Interessant ist noch der Blick auf den NAO-Index, der sich recht markant nach unten ins Negative gräbt:
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Und schlussendlich auch noch der AO-Index, der die gleiche Richtung einnehmen will, aber - wie von mir vermutet (siehe Text unten im Zitat) - pünktlich zum 27. April in den positiven Bereich gegangen ist:
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Insgesamt steht also ein erfreuliches Wochenende an und viele Fragezeichen, wie es danach weitergehen wird. Wie Robbi schon im Eröffnungsbeitrag schrieb: "wärmer wird´s... aber das ist auch keine Kunst".
Lieben Gruß in die Runde!
(19.04.2017, 09:36)Wetterleuchte schrieb: Link ist nur fuer registrierte User sichtbar. registrieren oder login.Guten Morgen in die Wetterrunde!
Das wird vielleicht doch ein Minus für diesen April. Schaut man sich die diversen Modellprognosen an, so sehen fast alle einheitlich, dass sich die kühle Phase mit kalten Abschnitten noch bis Anfang Mai hinziehen wird. Ein paar Tendenzen gibt es bestenfalls zum Monatswechsel hin, dass es "nur" durchschnittlich werden könnte und nicht unterkühlt. So der Stand heute, wenn ich nix übersehen habe. Bitte korrigiert mich gegebenenfalls!
Naja, so ganz gehe ich mit den Modellen noch nicht konform. Denn im sanft ablebenden winterlichen stratosphärischen Polarwirbel - dort in der untersten Etage - findet sich als Abbild der troposphärischen Großwetterlagen dann doch noch eine Alternative mit zum Monatsende hin ansteigenden Bodentemperaturen, die über dem Mittelwert liegen könnten. Zwar sind die 240-Stunden-Simulationen noch mit hoher Unsicherheit behaftet, aber sie deuten an, dass wir in Mitteleuropa zwischen dem 28. und 29. April in eine südwestliche Anströmung gelangen könnten. Derzeit deutet das nur ECMWF so an, was jedoch nicht die schlechteste Modellwahl ist, eher die beste derzeit. Führt man nämlich die Bewegungsdynamik der letzten Simulationen weiter, dann ergibt sich eine Umstellung der Großwetterlage, die uns mindestens im Übergang eine SW-Lage bringen sollte. Das deutet sich ab dem 26.04.2017 in den Simulationen bereits an, ist aber im Ergebnis noch außerhalb der Simulationsreichweite. Diese beiden Simulationen des stratosphärischen Polarwirbels (der nur noch das grobe Spiegelbild der troposphärischen Großwetterlagen darstellt) sind für meine Überlegungen die bedeutendsten:
Die Lage am 26.04.2017 mit einem Trog Mitteleuropa:
...und die Lage am 28.04.2017 mit dem Beginn der Auflösung des Troges:
GFS dagegen will eine weitere Verlängerung der kühl-kalten Lage bis derzeit zum 04. Mai hin, sieht über Deutschland sogar eine kräftige Kaltluftblase, die sich über unseren Köpfen als Höhentief ausdauernd ausleben will. Auch GEM sieht es ähnlich.
Nun habe ich mir etwas Zeit genommen und eine kleine Analyse für die Simulationen von ECMWF vorgenommen. Demnach gäbe es zwei Alternativen mit erhöhter Wahrscheinlichkeit. Zum einen die angesprochene Umstellung auf SW-Anströmung, die mit 50% die höchste Wahrscheinlichkeit besitzt. Zum anderen aber auch eine Variante aus SO mit warmer Luft aus dem herumgeholten Mittelmeerraum. Diese Variante genießt aber nur 25% Wahrscheinlichkeit derzeit. Die restlichen 25% verbleiben für eine Fortsetzung der bestehenden Großwetterlagen mit kühler Regie. Die Analyse bezieht sich auf den 29. April als Stichtag und greift auf das Großwettergeschehen der nachfolgenden 5 Tage fort, also bis zum 04. Mai 2017. Das größte Problem besteht in der Abschätzung der Zeit, die eine entsprechende Umstellung benötigen würde. Ich vermute eine sehr schnelle Umstellung, da im südwestlichen Mittelmeerraum ausreichend Energie vorhanden wäre. Das nordwestliche Afrika zeigt zudem in jenem Zeitraum sehr hohe Temperaturabweichungen nach oben und die positiven SST im Atlantik würden die Umstellung unterstützen können. Ich vermute, dass der AO-Index sich um den 27.04. herum aus dem negativen Bereich in den positiven drehen wird, was schlussendlich die Frontalzone nach Norden verlagern würde, die derzeit weit in den Süden mäandert. Auch das würde zeitlich passen. Und zu aller Letzt sei auch noch erwähnt, dass die aus den polaren Breiten ausgeströmte Kaltluft kaum noch Nachschub aufbauen kann. Mit anderen Worten: die Kraft der Kälte lässt nach und kann nicht mehr so weit südlich in die mittleren Breiten ausbrechen. Wir erleben gerade das Maximum an Höhenkaltluft, die durch supergünstige Bedingungen uns noch treffen kann und trifft. Diese Bedingungen werden nun aber etwas ungünstiger und der Kaltluftvorrat verbraucht sich zusehend.
Nun, wir werden sehen, ob meine Einschätzung - garantiert die letzte aus diesem winterlichen stratosphärischen Polarwirbel - die zukünftige Entwicklung richtig erfasst hat. Wenn ja, dann sollte wir am 1. Mai einen Feiertag mit deutlich wärmeren Temperaturen erleben können. Sollte ich mich um ein bis zwei Tage vertan haben, dann sei man mir bitte nicht böse. Ich mache ja schließlich kein Wetter, ich versuche es nur ein wenig besser vorherzusagen.
Da die troposphärischen Modellkarten von ECMWF diesen Zeitraum noch nicht erfassen, sollte man in den nächsten 2-3 Tagen mal auf diese mögliche Entwicklung achten. Unsere Kartenfüchse bitte ich daher, sich der Sache ggf. in einem Wetterforum-Thread anzunehmen.
Lieben Gruß in die Runde!